Ein Leser, welcher anonym bleiben möchte, hat mir freundlicherweise seine Scripte und Konfiguration für Let’s Encrypt, HAProxy und Exchange 2019 in Verbindung mit Extended Protection geschickt, damit ich sie hier veröffentlichen kann. Erst einmal möchte ich mich dafür ganz herzlich bedanken, denn ich glaube diese Konfiguration (HAProxy als Reverse Proxy für Exchange, Zertifikate via Let’s Encrypt) dürfte sich häufiger finden lassen.
Damit die Windows Extended Protection funktioniert, müssen die gleichen Zertifikate auf allen Exchange Servern und Loadbalancer und Reverse Proxys genutzt werden. Dabei reicht es nicht aus, dass die Zertifikate die gleichen DNS Namen enthalten, sondern es muss sich um das gleiche Zertifikat handeln. Wer also einen Reverse Proxy wie HAProxy einsetzt und dort ein Zertifikat per Let’s Encrypt automatisch anfordert und konfiguriert, muss dieses Zertifikat auch für die Exchange Server einsetzen.
Der freundliche Leser hat dazu mehrere kleine Scripte erstellt. Bei dem ersten Script handelt es sich um eine angepasste Konfiguration für Certbot. Certbot erneuert damit das Zertifikat um 4:00 Uhr nachts. Das Script bzw. die Konfiguration wird in der Datei /etc/systemd/system/certbot.timer.d/override.conf gespeichert:
[Timer]
OnCalendar=
OnCalendar=*-*-* 04:00:00
RandomizedDelaySec=900
Das nächste Script unter /etc/letsencrypt/renewal-hooks/deploy/restart_services sorgt dafür das ein Script mit dem Namen copy_cert.sh aufgerufen wird, welches das Let’s Encrypt Zertifikat in das PKCS12 Format konvertiert und auf einer Freigabe abspeichert:
#! /bin/bash
for DOMAIN in $RENEWED_DOMAINS; do
case $DOMAIN in
exchange.mycompany.de)
/var/local/ExchangeCert/copy_cert.sh
;;
esac
done
Das Script /var/local/ExchangeCert/copy_cert.sh konvertiert das Zertifikat in das PKCS12 Format (PFX-Datei) und kopiert es auf eine Freigabe, sodass es später auf den Exchange Servern importiert werden kann:
#! /bin/bash
#
# Konvertiert das von Let's Encrypt erzeugte Zertifikat für die Verwendung beim Exchange-Server und
# speichert es zusammen mit einer Timestamp-Datei zwecks Austausch auf einer Netzwerk-Freigabe.
LE_PATH="/etc/letsencrypt/live/exchange.mycompany.de"
MOUNT_TARGET="//fileserver/Dokumente/ExchangeCert"
MOUNTPOINT="/mnt/exchangecert"
PFX="${MOUNTPOINT}/exchange_cert.pfx"
# Verzeichnis dieses Skripts ermitteln
SCRIPT_PATH=$(dirname $(realpath $0))
# Netzwerk-Freigabe mounten
test -d ${MOUNTPOINT} || mkdir ${MOUNTPOINT}
mountpoint -q ${MOUNTPOINT} || mount -t cifs ${MOUNT_TARGET} ${MOUNTPOINT} -o "credentials=${SCRIPT_PATH}/smbcredentials"
# PEM nach PFX konvertieren.
# Für den Import wird zwingend ein Passwort erfordert, was hier entsprechend berücksichtigt wird.
openssl pkcs12 -inkey ${LE_PATH}/privkey.pem -in ${LE_PATH}/cert.pem -certfile ${LE_PATH}/chain.pem -export -out ${PFX} -name "$(date +'%Y-%m-%d') Letsencrypt vom Proxy" -passout pass:dummy
# Timestamp in Datei speichern
echo "$(date +'%Y-%m-%d %H:%M:%SZ')" > ${MOUNTPOINT}/timestamp_certcopied.txt
Die Zugangsdaten für die Freigabe werden in der Datei /var/local/ExchangeCert/smbcredentials gespeichert. Diese Datei hat den folgenden Inhalt:
username=
password=
domain=
Auf den Exchange Servern wird ein PowerShell Script verwendet, welches das Zertifikat von der Freigabe in den Exchange Server importiert. Dieses Script wird per geplanten Task jeden Tag nach 04:00 Uhr ausgeführt:
# Mit Aktivierung der "Exchange Extended Protection" (wie von Microsoft empfohlen) ist es notwendig,
# dass auf dem Exchange-Server das gleiche Zertifikat wie auf dem Server eingerichtet ist, der die
# Verbindungen aus dem Internet annimmt. Ansonsten würde Outlook immer wieder nach dem Passwort des
# Benutzers fragen.
#
# Dieses Skript prüft, ob das vom Proxy bereitgestellte Zertifikat (bzw. die erzeugte Timestamp-Datei)
# aktueller als das bisherige ist und installiert/aktiviert dieses dann ggf. für den Exchange-Server.
# Hierzu muss dieses Skript zu den Zeitpunkten, wo eine Aktualisierung beim Proxy erfolgen kann,
# regelmäßig über einen Task gestartet werden, damit nach der Erneuerung beim Proxy und der Erneuerung
# beim Exchange-Server möglichst wenig Zeit vergeht (da die User während dieser Zeit aufgrund der
# Extended Protection nicht mehr auf den Exchange-Server zugreifen können).
# Variablen belegen
$Source_Dir = "\\fileserver\Dokumente\ExchangeCert"
$CertFile = "$Source_Dir\exchange_cert.pfx"
$TimestampFile = "$Source_Dir\timestamp_lastimport.txt"
$LogFile = "$Source_Dir\powershell_log.txt"
$MailDomain = "exchange.mycompany.de"
function WriteLog
{
Param ([string]$LogString)
$Stamp = (Get-Date).toString("yyyy-MM-dd HH:mm:ss")
$LogMessage = "$Stamp $LogString"
Add-content $LogFile -value $LogMessage
# Zusätzlich Ausgabe auf Console
Write-Output $LogMessage
}
# Variable kann zum Debuggen (temporär) auf true gesetzt werden.
[bool] $ShouldImport = $false
# Prüfen, ob die PFX-Datei ein neueres Datum als der Timestamp des letzten Imports hat
if (Test-Path -Path $TimestampFile -PathType Leaf) {
$filePFX = Get-ChildItem $CertFile
$fileTimestamp = Get-ChildItem $TimestampFile
WriteLog "Datum Zertifikat: $($filePFX.LastWriteTime.ToString("s"))"
WriteLog "Datum Timestamp: $($fileTimestamp.LastWriteTime.ToString("s"))"
if ($filePFX.LastWriteTime -gt $fileTimestamp.LastWriteTime) {
WriteLog "Aktuelles Zertifikat ist neuer als der letzte Import"
$ShouldImport = $true
}
} else {
$ShouldImport = $true
}
# Importieren
if ($ShouldImport) {
# Log-Datei leeren, um nur die letzte Durchführung zu protokollieren (und sich ein Logrotate zu sparen)
Clear-Content -Path $LogFile
# Exchange-Snapin holen
# Quelle: https://github.com/win-acme/win-acme/blob/master/dist/Scripts/ImportExchange.ps1
WriteLog "Searching for Exchange snapin..."
Get-PSSnapin -Registered `
| Where-Object {
$_.Name -match "Microsoft.Exchange.Management.PowerShell" `
-and (
$_.Name -match "Admin" -or
$_.Name -match "E2010" -or
$_.Name -match "SnapIn"
)
} `
| Add-PSSnapin -ErrorAction SilentlyContinue -PassThru `
| WriteLog
# Test if the Cmdlet is there now
$Command = Get-Command "Enable-ExchangeCertificate" -errorAction SilentlyContinue
if ($Command -eq $null)
{
WriteLog "Exchange Management Tools for Powershell not installed"
return
}
WriteLog "Importiere..."
try
{
# Für den Import muss das Zertifikat zwingend passwort-geschützt sein. Beim Export auf dem Proxy und hier entsprechend berücksichtigt.
# Die Import-Funktion gibt dummerweise kein Objekt zurück, sodass eine direkte Zuweisung an "$ImportCert" (siehe unten) nicht möglich ist.
Import-ExchangeCertificate -FileData ([Byte[]]$(Get-Content -Path $CertFile -Encoding byte -ReadCount 0)) -Password (ConvertTo-SecureString -String 'dummy' -AsPlainText -Force) -ErrorAction Stop | Out-Null
WriteLog "Zertifikat wurde importiert"
}
catch
{
WriteLog "Fehler bei Import-ExchangeCertificate"
WriteLog "Exception: $_"
throw
}
# Zertifikat an Exchange/IIS zuweisen
try
{
WriteLog "Updating Exchange services..."
# Ermitteln des aktuellsten Zertifikats
$ImportCert = Get-ExchangeCertificate | where {$_.Subject -match $MailDomain} | Sort-Object NotBefore | Select -Last 1
WriteLog "ImportCert: $ImportCert"
WriteLog "Enable-ExchangeCertificate"
Enable-ExchangeCertificate -Services IIS -Thumbprint $ImportCert.Thumbprint -Force -ErrorAction Stop
WriteLog "Zertifikat an Exchange zugewiesen"
}
catch
{
WriteLog "Fehler bei Enable-ExchangeCertificate"
WriteLog "Exception: $_"
throw
}
# Timestamp anpassen
WriteLog "Timestamp aktualisieren..."
Get-Date -Format "u" | Out-File -FilePath $TimestampFile
# Aufräumen
try
{
WriteLog "Abgelaufene Zertifikate löschen"
# Alle abgelaufenen Zertifikate auswählen.
# Das gerade erneuerte Zertifikat ist normalerweise noch einen Monat gültig und bleibt somit erstmal bestehen.
Get-ExchangeCertificate | where {$_.Subject -match $MailDomain -and $_.NotAfter -lt $today} | Remove-Item
}
catch
{
WriteLog "Fehler beim Löschen der alten Zertifikate"
WriteLog "Exception: $_"
throw
}
WriteLog "Exit"
}
Ich selbst habe die Script bzw. die Konfiguration nicht nachgestellt. Die Konfiguration sowie die Scripte sehen für mich aber schlüssig aus. Zu guter Letzt hat der freundliche Leser auch noch seine HAProxy Konfiguration mitgeschickt:
global
# HTTP-Requests loggen, aber später über rsyslog nur die bzgl. tarpit in haproxy-tarpit.log schreiben.
# Die restlichen Log-Einträge werden weiterhin normal in haproxy.log geschrieben.
log /dev/log local0 info
chroot /var/lib/haproxy
stats socket /run/haproxy/admin.sock mode 660 level admin expose-fd listeners
stats timeout 30s
user haproxy
group haproxy
daemon
# Default SSL material locations
ca-base /etc/ssl/certs
crt-base /etc/ssl/private
# generated 2021-12-22, Mozilla Guideline v5.6, HAProxy 2.2.9, OpenSSL 1.1.1k, intermediate configuration
# https://ssl-config.mozilla.org/#server=haproxy&version=2.2.9&config=intermediate&openssl=1.1.1k&guideline=5.6
ssl-default-bind-ciphers ECDHE-ECDSA-AES128-GCM-SHA256:ECDHE-RSA-AES128-GCM-SHA256:ECDHE-ECDSA-AES256-GCM-SHA384:ECDHE-RSA-AES256-GCM-SHA384:ECDHE-ECDSA-CHACHA20-POLY1305:ECDHE-RSA-CHACHA20-POLY1305:DHE-RSA-AES128-GCM-SHA256:DHE-RSA-AES256-GCM-SHA384
ssl-default-bind-ciphersuites TLS_AES_128_GCM_SHA256:TLS_AES_256_GCM_SHA384:TLS_CHACHA20_POLY1305_SHA256
ssl-default-bind-options prefer-client-ciphers no-sslv3 no-tlsv10 no-tlsv11 no-tls-tickets
defaults
log global
mode http
option httplog
option dontlognull
timeout http-request 5s
timeout connect 5s
# Connection Resets durch höhere Timeouts vermeiden, siehe
# https://discourse.haproxy.org/t/high-number-of-connection-resets-during-transfers-exchange-2013/1158/6
# Timeouts Client/Server waren vorher auf 50 Sekunden eingestellt. Probleme sind dabei zumindest nicht aufgefallen.
timeout client 1000s
timeout server 1000s
listen stats
bind *:9000
mode http
stats enable
stats uri /
stats auth admin:HIEREINPASSWORTEINTRAGEN
frontend fe
# SSL: Angabe eines Verzeichnisses lädt alle darin vorhandenen Zertifikate.
# HAProxy verwendet je nach angefragter Domain das passende Zertifikat.
bind :80
bind :85 ssl crt /etc/haproxy/ssl/
bind :443 ssl crt /etc/haproxy/ssl/
# Let's Encrypt für Proxmox Mail Gateway durchreichen.
# Wird dort verarbeitet.
acl domain_is_mailgateway hdr_dom(host) -i mail.example.de
# Let's Encrypt für alles andere
acl is_certbot path_beg /.well-known/acme-challenge/
# Von http auf https umleiten
# 301 für "Moved Permanently"
http-request redirect scheme https code 301 unless { ssl_fc } or is_certbot or domain_is_mailgateway
# Je nach Bedingung oder Domain auf entsprechenden Zielserver weiterleiten
use_backend ProxmoxMailGateway if domain_is_mailgateway
use_backend certbot if is_certbot
# Konfiguration für Exchange
# Verwendet "exchange.example.de" und "autodiscover.example.de"
no option httpclose
acl eas path_beg -i /Microsoft-Server-ActiveSync
acl autodiscover path_beg -i /autodiscover
acl ews path_beg -i /ews
acl mapi url_beg /mapi
acl oab path_beg -i /oab
acl owa path_beg -i /owa
acl rpc path_beg -i /rpc/rpcproxy.dll
acl ecp path_beg -i /ecp
# Nicht sicher, ob das favicon.ico nur bei Aufrufen von OWA requested wird, aber da es sonst
# im tarpit landet, wird es halt an OWA weitergereicht.
acl owa path_beg -i /favicon.ico
use_backend ExchangeActiveSync if eas
use_backend ExchangeAutoDiscover if autodiscover
use_backend ExchangeECP if ecp
use_backend ExchangeEWS if ews
use_backend ExchangeMAPI if mapi
use_backend ExchangeOAB if oab
use_backend ExchangeOWA if owa
use_backend OutlookAnywhere if rpc
# Der Rest (Angriffe, Scans, etc.) landet im Tarpit.
default_backend tarpit
backend certbot
server certbot 127.0.0.1:9080
backend ProxmoxMailGateway
server MEINPMGSERVER 192.168.120.5
# Exchange-Backends
# Quelle:
# https://www.bayreuth.tk/home/linux-und-bsd/haproxy-als-loadbalancer-und-ssl-offloader-fuer-microsoft-exchange-cas-server.html
# Da wir nur einen Exchange-Server verwenden, alles mit Sticky-Table entfernt.
backend ExchangeActiveSync
option httpchk HEAD /Microsoft-Server-ActiveSync
http-check expect status 401
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
backend ExchangeOWA
option http-server-close
option redispatch
option httpchk GET /owa
http-check expect status 301
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
# Anfragen auf ECP werden aus Sicherheitsgründen nicht weitergeleitet, da hierüber die Administration erfolgt.
# Blockt auch Sachen wie die Erkennung von Abwesenheiten, aber das ist für uns unwichtig.
backend ExchangeECP
http-request deny if TRUE
backend ExchangeEWS
option httpchk GET /ews
http-check expect status 401
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
backend ExchangeAutoDiscover
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
backend ExchangeOAB
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
backend ExchangeMAPI
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
backend OutlookAnywhere
option redispatch
server MEINEXCHANGESERVER 192.168.120.3:443 ssl verify none
# Tarpit: Angreifer ausbremsen
# https://www.haproxy.com/de/blog/use-haproxy-response-policies-to-stop-threats/
# Würde sonst auf "fe/<NOSRV>" landen und 503-Fehler bekommen, aber nicht verzögert werden.
# Bietet keinen Schutz, aber bindet auf Angreifer-Seite Ressourcen (auch bei uns etwas).
backend tarpit
timeout tarpit 10s
http-request tarpit deny_status 403 if TRUE
Somit lässt sich dieses Szenario recht einfach nachbauen. Die Scripte müssen noch ein klein bisschen angepasst werden, beispielsweise Zugangsdaten, Pfade und IPs, aber dies sollte kein Problem darstellen. In einer ruhigen Minute werde ich diese Scripte auch einmal ausprobieren.