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Exchange 2016 Installation absichern (Hardening)

Einleitung

Dieser Artikel beinhaltet meine Favoriten für die generellen Anpassungen der Exchange Umgebung nach bzw. während der Installation. Die im folgenden beschriebenen Maßnahmen für das Hardening sind sehr allgemein, sodass sie auf bestehende und neue Umgebungen angewendet werden können.

Die Maßnahmen beziehen sich auf den Exchange Server und das Betriebssystem selbst, ob die Maßnahmen in der eigenen Umgebung nötig oder überflüssig sind, muss jeder selbst entscheiden / bewerten.

Hardening als Keyword ist an dieser Stelle übertrieben, es handelt sich eher um meine „Basis Sicherheitsrichtlinie“: Einfach und immer umzusetzen.

Alte SSL/TLS Protokolle deaktivieren

Die veralteten Protokolle SSL2, SSL3 und TLS1 sollten nicht mehr eingesetzt werden, denn es gibt bekannte Schwachstellen die für Angriffe ausgenutzt werden können. Die alten Protokolle sind aber aus Kompatibilitätsgründen immer noch aktiviert. Daher sollten die alten Protokolle deaktiviert werden, auch wenn dies bedeutet, dass veraltete Software als Client nicht mehr genutzt werden kann.

Alte Protokolle und Cipher lassen sich am Einfachsten mit dem Tool IIS Crypto deaktivieren. IIS Crypto kann hier runtergeladen werden:

Nartac IIS Crypto

Nachdem das Tool auf dem Exchange Server gestartet wurde, reicht ein Klick auf “Best Practises” um die alten SSL Protokolle zu deaktivieren. Damit auch TLS1 abgeschaltet wird, muss dieses noch separat abgewählt werden:

Die Einstellungen werden nach einem Neustart des Servers angewendet. Hier gibt es weitere Informationen:

Chrome und Windows Server 2016: ERR_SPDY_INADEQUATE_TRANSPORT_SECURITY

X-AspNet-Version deaktivieren

In der Standardeinstellung übermittelt der IIS die eingesetzte ASP Version. Zwar erhöht das Abschalten der Versionsübermittlung nicht direkt die Sicherheit, aber wenn schon jemand nach Schwachstellen sucht, dann muss man ja nicht unbedingt noch Fährten legen.

Im “Konfigurations-Editor” des IIS Servers lässt sich die Übermittlung der eingesetzten ASP Version abschalten:

Im Feld Abschnitt muss dazu der Eintrag “system.web/httpRuntime” ausgewählt werden, dann kann der Wert für “enableVersionHeader” auf den Wert “False” gesetzt werden:

Dies deaktiviert die Versionsübermittlung im HTTP-Header des IIS.

Header Firewall

In der Standardkonfiguration schreibt Exchange einige interne Informationen in den Mail Header. Ohne aktivierte Header Firewall sind zum Beispiel interne IPs und Hostnamen sichtbar:

Hier der Mail Header mit aktivierter Header Firewall, hier stehen deutlich weniger Informationen im Header:

Weniger Informationen erschweren die automatische Schwachstellensuche. Die Header Firewall kann einfach per Exchange Management Shell aktiviert werden:

Get-SendConnector | Remove-ADPermission -User "NT-AUTORITÄT\ANONYMOUS-ANMELDUNG" -ExtendedRights ms-Exch-Send-Headers-Routing

Mehr ist nicht nötig um die Header Firewall einzuschalten.

NetBIOS über TCP/IP deaktivieren

NetBIOS über TCP/IP wird von vielen Schwachstellenscannern als problematisch angesehen, für Exchange wird es nicht benötigt und kann daher deaktiviert werden.

In den Eigenschaften der Netzwerkverbindung kann NetBIOS über TCP/IP deaktiviert werden:

SMB1 deaktivieren

SMB in der Version1 ist schon einige Jahre alt und weißt ein paar bekannte Schwachstellen auf, in der Standardeinstellung ist es allerdings aktiviert:

Um SMB1 abzuschalten genügt der folgende Befehl:

Set-SmbServerConfiguration -EnableSMB1Protocol $false

Der Befehl deaktiviert nur SMB1. SMB2 und SMB3 bleiben davon unangetastet. SMB2 und SMB3 sollten nicht deaktiviert werden.

Exchange Administrative Center (EAC) deaktivieren

Das Exchange Admin Center (EAC) ist in der Standardkonfiguration auf allen Exchange Servern aktiviert. Werden der oder die Exchange Server per NAT oder Web Application Firewall im Internet veröffentlicht, hängt auch das EAC im Internet. Die EAC lässt sich je Server abschalten, allerdings wird sie dann auch für das interne Netzwerk abgeschaltet. In größeren Umgebungen mit mehreren Exchange Servern ist dies normalerweise kein Problem, hier können beispielsweise 2 Exchange Server im Internet per Web Application Firewall veröffentlicht werden und ein dritter Exchange Server wird für die Administration benutzt und nur im Fehlerfall aktiviert.

Wenn nur ein Exchange Server im Unternehmen vorhanden ist, kann man sich mit einem kleinen Workaround behelfen. Dem Exchange Server wird eine zusätzliche IP Adresse vergeben:

Im IIS wird nun eine neue Website angelegt, die an die zuvor konfigurierte IP gebunden wird:

Für die neue Website werden ein neues ECP und OWA Verzeichnis angelegt:

New-EcpVirtualDirectory -Server ETEX1 -WebSiteName EAC
New-OwaVirtualDirectory -Server ETEX1 -WebSiteName EAC

Jetzt kann unter der zusätzlich konfigurierten IP auf das EAC zugegriffen werden:

Für das EAC welches im Internet veröffentlicht wird, in diesem Fall die IP 172.16.100.26, kann der Zugriff nun abgeschaltet werden:

Get-EcpVirtualDirectory "ecp (Default Web Site)" | Set-EcpVirtualDirectory -AdminEnabled:$false

Nachdem die Änderungen übernommen wurden, ist der Zugriff auf das EAC nur noch über die zusätzliche IP 172.16.100.99 möglich. Sofern der Router oder Web Application Firewall Verbindungen nur an die 172.16.100.26 leitet, ist der Zugriff aus dem Internet auf EAC nicht mehr möglich.

Lokalen Administrator deaktivieren

Das Deaktivieren des lokalen Kontos “Administrator” ist schon beinahe so alt wie Windows selbst und gehört damit zum Standard. BruteForce Attacken werden deutlich schwieriger, wenn der Benutzername nicht im Vorfeld bekannt ist.

Das lokale Konto “Administrator” sollte nicht nur umbenannt werden, sondern ein neuer lokaler Benutzer erstellt werden, der die Rolle “Administratoren” bekommt. Dazu muss zunächst ein neues lokales Benutzerkonto erstellt werden:

Das neue Benutzerkonto wird dann der Gruppe “Administratoren” auf dem Exchange Server hinzugefügt:

Jetzt kann das Konto “Administrator” deaktiviert werden:

Natürlich sollte nicht nur der lokale Administrator deaktiviert werden, sondern auch das Konto “Administrator” im Active Directory.

Software auf dem aktuellen Stand halten / Unnötige Software deinstallieren

Das regelmäßiges Aktualisieren der eingesetzten Software wichtig ist, brauch nicht erwähnt werden, denn es ist eh jedem klar. Aber es reicht nicht nur regelmäßig und möglichst zeitnah die Windows Updates zu installieren, auch alle anderen Komponenten müssen auf dem aktuellen Stand gehalten werden:

Wenn man schon dabei ist die Komponenten zu aktualisieren, lohnt es sich auch über die installierten Programme und Tools zu schauen. Adobe Flash / Reader, Firefox, Chrome, Java, Classic Shell und so weiter und so weiter, haben NICHTS auf einem Exchange Server verloren. Zusätzliche Windows Features die nicht von Exchange vorausgesetzt werden, haben ebenfalls nichts auf dem Exchange Server zu suchen.

Windows Firewall

An der Windows Firewall muss im Grunde nichts verändert werden. Exchange erstellt während der Installation alle nötigen Regeln. In manchen Umgebungen wird die Windows Firewall allerdings per GPO oder manuell deaktiviert. Es gibt keinen Grund die Windows Firewall abzuschalten, vielleicht sind zusätzliche Regeln für bestimmte Tools nötig (Backup, Virenscanner), die Firewall sollte aber in jedem Fall aktiviert bleiben:

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